Wenn Elon Musk Nachrichten verschickt: Jeder Buchstabe ist für Tesla Shareholder 6,5Mio US$ wert

Die Tesla Powerwall ist auch noch im Jahr 2016 nicht einmal überall erhältlich, doch sorgte sie schon Ende März 2015 medial für großes Aufsehen: Elon Musk kündigte im März 2015 in einem kurzen Tweet auf Twitter an, dass sein Unternehmen am 30. April, einen Monat später, ein neues Produkt auf den Markt bringe, es aber diesmal kein Auto sein würde. Mehr brauchte es nicht – nur noch rund 5.000 retweets und der Börsenkurs der Teslaaktie stieg, sodass das Unternehmen kurzfristig sogar um 900 Mio US$ an Wert zulegte.

Vorstellung der Tesla Powerwall („Energiewand“)

Nach einem Monat bangen Wartens und zahlreicher Spekulationen präsentierte der Entrepreneur und CEO Elon Musk die Tesla Powerwall, ein Heimspeichersystem, mit dem Photovoltaikstrom unter Tags gespeichert und nachts wieder abgegeben werden kann. Neu ist diese Idee aber nicht, hat der Boom netzparalleler Speicher bereits mit der Einführung des Eigenverbrauchsbonus in Deutschland 2009 langsam Form angenommen. Die Tesla Powerwall hingegen soll, so Musk, nicht nur den Einfamilienhaushalt unabhängig(er) vom Energieversorger machen, sie soll auch beliebig erweiter- und kaskadierbar sein. Damit können Powerpackages zusammengestellt werden, die ausreichend groß sind, um ganze Ortschaften mit gespeichertem Strom zu versorgen.

Der ehemalige Paypal-Investor und SpaceX Entrepreneur sieht die Tesla Powerwall, in der derzeit noch die Panasonic NCR 18650B Lithium-Zellen verbaut sind, als Wegweiser in Richtung einer weltweiten Energierevolution hin zur Erneuerbaren sauberen Sonnenenergie. Abgesehen davon ist es sehr sinnvoll für Tesla, die bestehenden Produktionskapazitäten für die Elektromobilität nun auch für Heimspeicheranwendungen zu verwenden, insbesondere wenn eines von Musk‘s weiteren Unternehmen, Solarcity, diese auch gleich USA weit vertreiben kann.

https://www.youtube.com/watch?v=yKORsrlN-2k

Die Tesla Powerwall als modularer Bauteil

Elon Musk präsentierte nicht nur einen Stromspeicher, der aus mehreren Stacks von Panasonic NCR18650B Lithium-Kobaltoxid-Zellen besteht, sondern eine Vision einer Energiezukunft aus 100% Erneuerbarer Energie. Die Tesla Powerwall ist Teil eines holistischen Systems, in dem sie ein Bauteil größerer Speichersysteme darstellt, die wiederum bis in den Gigawattstundenbereich „kaskadiert“ werden können. Selbst die so genannte „Gigafactory“, wird von Musk als Produkt Tesla’s betrachtet, vergleichbar mit einer gut geölten Maschine, die beliebig reproduziert werden kann und darf.

Elon Musk prophezeite der Energiewirtschaft einen Paradigmenwechsel durch den großflächigen Roll-out von dezentraler Energieerzeugung und –speicherung, ähnlich wie in der Telekommunikation der Mobilfunk das Festnetz abgelöst hat. Treffend: besonders abgelegene Ortschaften, Siedlungen und Häuser können nun von der dezentralen „Off-grid“ Stromspeicherung profitieren, vergleichbar zum Roll-out des D-Netz und GSM Mobilfunkes.

Die „daily cycle“ Powerwall kann bis zu neun Mal nebeneinander installiert und miteinander verbunden werden.

Für noch größere Anwendungen werden mehrere Speichersysteme als „Tesla Powerpacks“ kombiniert: Sie reichten sogar aus, um das gesamte Veranstaltungszentrum (Hawthorne Design Studio) bei der Tesla Powerwall Präsentation netzautark mit Strom zu versorgen.

Tesla Powerwall: 38.000 Vorbestellungen

In seiner Präsentation kündigte der Tesla CEO den Preis für die größer dimensionierte  „weekly cycle“ Powerwall (10kWh) mit 3.500 US$ an. Die etwas kleinere „daily cycle“ Powerwall mit 7kWh soll 3.000 US$ kosten. Diese Preise sind jedoch nicht die Endkundenpreise, sondern gelten nur ab Werk für jene Einkäufer mit einem „Master Purchaser and Reseller Agreement“. Die Tesla Powerwalls werden weiter über „Authorized Reseller“ und schließlich von Elektroinstallateuren mit „Simplified Authorized Reseller Agreement“ an die EndkundInnen und Haushalte verkauft. Um welchen Preis österreichische und deutsche KundInnen die Tesla Powerwall kaufen können, ist ungewiss – die Aufschläge werden hier variieren, ebenso kommt es zu zusätzlichen Kosten für den Wechselrichter und weitere Peripheriegeräte, die notwendig sind, um die Powerwall in das Hausnetz zu integrieren.

Ein von Elon Musk vermutlich nicht antizipierter, aber kreativer Anwendungsfall für Tesla Powerwalls und Powerpacks:

Weltweiter Roll-out der Tesla Powerwall

Der mit Spannung erwartete Einbau der ersten Tesla-Speicher geschah Ende 2015 weltweit mit großer medialer Aufmerksamkeit: anbei ein Foto der ersten in Großbritannien installierten Tesla Powerwall in einem Einfamilienhaus (Mark Kerr, Cardiff/Wales). Obwohl sich die Amortisation des Speichersystems laut Herrn Kerr knapp oder gar nicht innerhalb der Garantiezeit von 10 Jahren ausgeht, wollen rund 40% der KundInnen seines Elektroinstallateurs ebenfalls eine Tesla Powerwall. Hier zeigt sich der enorme Marketingeffekt von Elon Musk’s Präsentation und Tesla’s Brand Image.

Auch Politiker nutzen die Werbewirksamkeit von Musk’s Vision: der australische Grünen-Abgeordnete Greg Barber installierte eine Tesla Powerwall in Kombination mit einer 5kWp Anlage in Brunswick West in Australien. Seiner Berechnung zu Folge rentiert sich die Tesla Powerwall erst nach 15 Jahren, aber „er duldet die Perversion nicht mehr, dass man 25ct/kWh für gelieferten Strom bezahle, aber nur 5ct/kWh für den eingespeisten Strom bekommt“ (frei übersetzt, Anmerkung: australische ct.$ )

Tesla Powerwall Vertrieb in Deutschland und in Österreich

Der prominenteste deutsche Vertriebspartner ist die Firma Lichtblick, die bereits vor 4 Jahren mit dem Schwarmstrom Konzept (damals gemeinsam mit VW, als Lichtblick deutschlandweit 100.000 Blockheizkraftwerke installieren wollte) medial auf sich aufmerksam machte. Mit dem Beginn des Jahres 2016 präsentierte das Unternehmen nun die Einbindung der Tesla Powerwall in ihren „Schwarmdirigenten“.

Vertriebspartner in Österreich sind die Firmen Fronius Interantional und der große Stromproduzent Verbund, der über seine Neuakquisition, die Solavolta aus dem Burgenland, die Tesla Speicher in kompletten Systempackages anbietet.

Die Tesla Powerwall ist „nur“ ein Batteriespeicher

Die Tesla Powerwall wird DC-, das heißt gleichstromseitig direkt an den Photovoltaikwechselrichter angeschlossen und kann so mit dem Gleichstrom aus den PV Modulen direkt geladen werden (eine DC-DC Kopplung vorausgesetzt, um eine konstante Spannung zu liefern). Der Gleichstrom aus den Zellen kann nachher wiederum in einem Wechselrichter in den für den Haushalt notwendigen Wechselstrom (230Volt bzw. 100Volt in den USA und 50 bzw. 60 Hz) umgewandelt werden. Doch es sind noch weitere Peripheriegeräte und vor allem Wechselrichter für die funktionierende Einbindung der Powerwall notwendig:

Akkus gemeinsam mit Panasonic herstellen, das kann Tesla. Wo das Know-How fehlt, ist im Bereich der Inverter- oder Wechselrichtertechnologie. Damit der Gleichstrom aus den Hochvoltbatterien erstens eingespeichert und zweitens im Wechselstromnetz genutzt werden kann, ist ein Wechselrichter notwendig. Derzeit integrieren eine Handvoll internationaler Wechselrichterhersteller die Schnittstellen zur Tesla Powerwall. Zu diesen gehören

  • SolarEdge
  • Fronius
  • SMA

u.a.

Die Kosten für die Peripheriegeräte wie der zuvor erwähnte Wechselrichter, die notwendigen Messgeräte und jegliche Visualisierungsdisplays müssen dem kommunizierten Großhandelspreis von 3.000 US$ für die daily cycle Powerwall noch hinzugerechnet werden.

Tesla Powerwall: 10 Jahre sind garantiert

Doch worauf werden diese 10 Jahre Garantie genau gegeben?

Welche Restkapazität und welche Zyklenzahl werden davon abgedeckt?

Auf der PV-Austria Tagung Ende 2015 wurden die Garantiebedingungen folgendermaßen formuliert:

  1. Die Garantie für die daily cycle Tesla Powerwall erstreckt sich über 16.000 kWh Gesamtspeicherleistung
  2. Diese Garantie gilt nur bei einer Entladetiefe (Depth-of-Discharge) von 60%. Das heißt, dass von den 7kWh, nur 4,2kWh täglich genutzt werden können.
  3. Dividiert man die 16.000kWh Durchsatz, auf die 10 Jahre Garantie gegeben werden, dann kommt man auf eine Zyklenzahl von rund 3.810 Vollzyklen, bis die Garantie erloschen ist. Rechnet man mit ca. 250-300 Zyklen im Jahr, dann kommt man auf eine Lebenserwartung von 12 bis 15 Jahre.

Insofern drängt sich die Frage auf, wie sich die Panasonic 18650 Zellen, die in der Tesla Powerwall verbaut sind, im stationären Betrieb an der Wand montiert machen; wenn ein Tesla Model S eine Reichweite von rund 400km mit einer Vollladung hat (Nach kompletter Entladung der Speicherbatterien wieder eine Vollladung durchzuführen entspricht einem Vollzyklzs), dann reichen ca. 750 Ladungen, um eine kumulierte Motorleistung von 300.000km zu erreichen. Diese wäre für ein KFZ schon beachtlich.

Umgerechnet sind 750 Ladezyklen für einen stationären Stromspeicher jedoch ein Klacks: Hersteller aus Deutschland oder aus der Schweiz geben zum Teil Zyklenfestigkeiten von 10.000 bis 15.000 Vollzyklen an. Hätten die Panasonic Batterien im Tesla dieselbe Zyklenfestigkeit, dann käme man mit einem Tesla Model S rund 6 Mio. Kilometer weit, bis die Speicher zwar nicht defekt, die verbleibende Restkapazität der Batterien aber auf nur noch 70% der ursprünglichen Ladekapazität gefallen sein würde.

Fakt ist: noch kein Speicherhersteller beherrscht vor allem das digitale Marketing und die Inszenierung wie Tesla Gründer Elon Musk

Ebenso, wie Steve Jobs seinerzeit erkannt hatte, dass das Mobiltelefon den Ipod verdrängen wird und er das iPhone entwickelte,  sieht Musk, dass die Rückwärtsintegration vom Auto nicht bei den Superchargern aufhört: Durch den Marktlaunch der Tesla Powerwall in Verbindung mit PV Systemen, nutzt er die vertikale Integration der Wertschöpfung. Vergleichbar dazu wäre eine Upstreamintegration vom Autobauer Volkswagen zurück bis zur Rohölförderung.

Durch den massiven Ausbau seiner Batteriefabrik in Nevada nutzt Musk enorme Skaleneffekte, so genannte Economies of Scale, und senkt damit auch die Produktionskosten für seine Elektroautos, die er in Form von günstigeren Verkaufspreisen an die Autokäufer weitergeben kann. Folgende Grafik von Bloomberg zeigt, wie sich sinkende Speicherpreise auf die Nachfrage nach Elektroautos auswirken werden:

Die nächste Energiewand ist angeblich im Kommen: die Tesla Powerwall 2

Obwohl die 2015 vorgestellte Version der Tesla Powerwall noch nicht einmal in jedem Zielmarkt erhältlich ist, kommt schon das nächste Produktupdate: Gerüchten zu Folge soll die zweite Version der Tesla Powerwall bereits Mitte 2016 vom Band rollen, eventuell schon aus der Fabrik „Gigafactory“ in Nevada.

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