Stromausfall: selten, aber eine Bedrohung

Warum stellt ein überregionaler Stromausfall oder „Blackout“ eine Bedrohung dar? Der steigende Stromverbrauch und die gewaltigen Strommengen aus Wind- und Sonnenenergie setzen das gesamte europäische Elektrizitätssystem unter Druck. Jedes Jahr kommt es beispielsweise in Österreich zu ca. 10.000 kleinen und mittleren Stromausfällen, obwohl das Stromnetz noch zu den ausfallsichersten der Welt gehört (51,64 Min Versorgungsunterbrechungen in 2010) und auf Platz drei hinter Deutschland und Holland bei der Netzstabilität liegt.

Ein überregionaler Blackout würde jedoch dazu führen, dass die gesamte Strominfrastruktur heruntergefahren werden muss und der Ausfall nach 24 Stunden möglicherweise noch nicht vorbei ist.

  • Im Jahr 2008 sorgte ein Stromausfall im italienischen Stromnetz zu einem Blackout für über 18 Stunden.
  • Im Jahr 2010 ereignete sich ein Zwischenfall im Hamburger Hafen, der blitzschnell auf die europäische Infrastruktur übergriff. Notabschaltungen waren notwendig, tausende Haushalte waren ohne Strom.
  • Am 29. Jänner 2013 wehte an der Nordküste Deutschlands so viel Wind, dass die so genannte „Kaltreserve“ aktiviert werden musste, um einen Stromausfall zu verhindern. Alte Kohle- und Ölkraftwerke gingen ans Netz, um das Gleichgewicht im Stromnetz zu bewahren und die enormen Windstrommengen abzufangen. Das österreichische Forum für Versorgungssicherheit beobachtet und dokumentiert weltweit jeden Stromausfall.
  • Ein weltweiter Überblick aktueller und vergangener Blackouts findet sich unter: http://www.versorgungssicherheit.at/

Gründe für einen Stromausfall

Neben den unberechenbaren Ökostrommengen, identifizierte das österreichische Bundesheer noch weitere Gefahrenpotenziale für das europäische Stromnetz:

  1. Menschliches Versagen wie Schaltfehler oder Unaufmerksamkeit
  2. Systemische, organisatorische Mängel aufgrund unterlassener Investitionen
  3. Technisches Versagen durch Wartungsmängel, Überalterung, Fehldimensionierungen, Materialfehler
  4. Ressourcenausfall der Primärenergie wegen Wassertiefstand, Ölknappheit, etc.
  5. Klimawandel & Naturereignisse wie Blitzschlag, Stürme, Hochwasser, Schneemassen, Erdbeben
  6. Kriminalität in Form von Erpressung, Sabotage, Kabeldiebstahl usw.

Die Folgen von einem großräumigen Stromausfall werden oft unterschätzt. Bei einem Stromausfall fallen umgehend Beleuchtung, alle netzgebundenen Elektro- und Kommunikationsgeräte sowie Verkehrsampeln aus. Ohne Strom beginnen Lebensmittel nach ca. einer Stunde zu verderben, Kühlschränke oder Kühltruhen tauen ab. Heizungssteuerungen fallen aus und damit auch die Warmwasserversorgung.

Folgen von einem Stromausfall

Die Höhe des volkswirtschaftlichen Schadens bei einem Stromausfall in Österreich beträgt nach einem Rechenmodell der Linzer Kepler-Universität ca. 875 Millionen Euro pro Tag, umgerechnet 37 Millionen Euro pro Stunde.

Die Unternehmensberatung Frontier Economics berechnete gemeinsam mit dem deutschen Energieversorger RWE den volkswirtschaftlichen Schaden für Deutschland, verursacht durch einen einstündigen Stromausfall: dabei wird von Kosten in der Höhe von 8-16€ pro fehlender kWh Strom bei einem Blackout ausgegangen. Dies würde an einem ganzen Winterwerktag einen Gesamtschaden von 600 bis 1.300 Millionen Euro ausmachen. Oftmals sind sich große Konzerne der Gefahren von Blackouts bewusst und installieren zunehmend Notstromaggregate zur Stromausfall-Überbrückung. Haushalte und kleine Unternehmen haben jedoch wenige Möglichkeiten, sich vor Blackouts zu schützen. Neben Notstromaggregaten und anderen Stromerzeugern stellen Speichersysteme daher einen guten Schutz gegen Versorgungsunterbrechungen dar.

Gegenmaßnahmen zur Vermeidung von und zum Reagieren auf Blackouts

Doch was kann man gegen einen Stromausfall präventiv machen?

Univ. Prof. Dr. Günther Brauner erklärt in folgendem Beitrag, dass alleine in Wien 70.000 Aufzüge täglich in Betrieb sind. Wenn nur 1% davon stecken bleibt und Personen auf Grund eines Stromausfalls einsperrt, könnte das die Feuerwehr schon nicht mehr bewältigen. Sein Fazit: „Wir müssen auch in Zukunft, wenn wir nachhaltig werden, eine extrem hohe Versorgungsqualität ohne jede Unterbrechung, nicht nur ohne Blackout, weiterhin bewahren.“

Um diese Versorgungsqualität weiter bei zu behalten, müssen wir

  1. die Stromnetze auf allen Netzebenen fit für den Ausbau der Erneuerbaren Energien und firm gegen andere potenzielle Störfaktoren halten
  2. Gleichzeitig müssen wir die Stromerzeugung demokratisieren, indem wir sie in vielen kompakten Einheiten ausbauen und das Gesamtsystem unterstützen. Dazu ist jeder Einzelne angehalten: durch besseres Energiemanagement, eine Eigenerzeugung von Strom und eigene Stromspeicher ein solides und belastbares System hoher Versorgungsqualität zu unterstützen.
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