Am 12. März 2016 ging für Eric Clifton ein Traum in Erfüllung: Im Rahmen einer Kickstarter Finanzierungskampagne konnte der Erfinder und Entrepreneur gemeinsam mit seinem COO John Kohut sowie seinem CTO Greg Smidley, insgesamt knapp 350.000 US$ für sein Startup Orison Energy von mehr als 400 Investoren lukrieren. Dieser Betrag übertraf bei Weitem das ursprüngliche Ziel von 50.000 US$, die Orison Energy braucht, um mit dem Prozess der UL Zertifizierung (dem amerikanischen Pendant zur europäischen CE Zertifizierung) zu starten.

Ein erfolgreicher Markttest für den Orison Heimspeicher

Die Crowdfunding Plattform Kickstarter dient nicht nur der Suche von Investoren, sie ist auch eine ausgezeichnete Plattform, um die Marktnachfrage nach einem Produkt zu testen. Im Fall von Orison dürfte das Ergebnis eindeutig sein: innerhalb von 48 Stunden war die für 46 Tage angesetzte Kampagne vollständig finanziert. Eric Clifton präsentiert seine Produktidee, an der sich manche Investoren mit je bis zu 7.750 US$ beteiligten, und seinen Plan in einem Teaservideo.

Eine smarte Batterie

Das Geschäftsmodell von Clifton’s Unternehmen „Orison“ ist ganz einfach: Orison produziert Heimspeicher, die sich direkt an eine herkömmliche Steckdose anstecken lassen und so mittels Plug’n Play in jedem Haushalt angeschlossen werden können. Besonders in den USA zahlt sich der Einbau eines Speichersystems aus, selbst, wenn keine Ökostromerzeugungsanlage (Photovoltaik, Windkraft, etc.) installiert ist, da die Strompreise unter Tags stark schwanken können. Die Orison Heimspeicher können dann mittels der „Orison Cloud“ gesteuert werden und Strom speichern, wenn er besonders günstig ist. Dieser Strom kann während der so genannten „Peak“ Phasen mit sehr hohen Strompreisen wiederum für die Verbraucher im Haushalt genützt werden.

Der Wirkungsgrad des Speichersystems soll bei ca. 90% liegen. Die Steuerung wird aus der Cloud kontinuierlich mit Daten über die Stromnetzbelastung, die Energiepreise, Wetterinformationen und Störungswarnungen gefüttert. Gleichzeitig werden die Speicher auch ständig von der Orison Software auf ihre Funktionsfähigkeit überprüft.

http://orison.energy/

Bei diesem Heimspeicher rückt das Design in den Vordergrund

Diese Speicher müssen nicht versteckt werden; seit Tesla’s Einführung der Powerwall zählt die Ästhetik der Speichersysteme ebenso viel in den Augen der KundInnen, wie ihre Funktion. Und auch bei der Funktion haben Clifton und sein Team von Orison einiges draufgelegt:

Es gibt zwei Versionen der Orison Speicher, mit je 2,2kWh Speicherkapazität; Ein Speicher ist in einer, mit LED Leuchten illuminierten Soundbox untergebracht, die sich ästhetisch in den Wohnraum einfügt und gleichzeitig als Bluetooth-Speaker und als Handyladestation fungiert. Dieser Stromspeicher kann aber noch viel mehr: Sie wird einfach per Steckdose an das Stromnetz angeschlossen und speichert Sonnenstrom oder jeden anderen Strom, der zum Laden verwendet werden soll. Bei Nacht oder im Fall eines Blackouts, versorgt der Orison „Tower“ Speicher dann jene Phase, also jenen Stromkreis, an dem der Speicher gerade angeschlossen ist mit dem zuvor gespeicherten Backup-Strom.

Die zweite Version des Orison Heimspeichers verfügt ebenfalls über 2,2kWh Speicherkapazität. Ein Wandpanel, das zwar nicht als Bluetooth-Speaker fungiert, aber ansonsten dieselben Funktionen wie Version 1 hat, ist ebenfalls beliebig kaskadierbar und damit ein direkter Angreifer auf Tesla’s Powerwall, von der wir bereits zuvor berichtet haben.

Ebenso, wie der „Tower“-Speicher, wird die „Panel“-Variante mit einer LED beleuchtet und mutet daher mehr wie eine Wandskulptur oder ein Lichtspiel als ein Speicher an. Die Steuerung erfolgt mittels Handy-App.

Orison Heimspeicher: Start in den USA, aber weltweit kompatibel

Laut Eric Clifton wird es beide Speichersysteme als 110 und als 240 Volt Ausführung geben. Ebenso sollen für die meisten Regionen weltweite die passenden Steckerformate geliefert werden. Neben dem „Panel“ Speicher, gibt es auch eine „Panel+“ Version. Diese Version dient zur Erweiterung eines „Panel“-Speichers, falls zusätzliche Energie, beispielsweise zur Versorgung stromintensiver Verbraucher bei einem Blackout gespeichert werden soll.

Wenn beispielsweise ein Kühlschrank rund 1 kWh pro Tag braucht, könnte dieser bei einem Blackout für zwei Tage aus einem „Panel“ versorgt werden. Installiert man zusätzlich ein „Panel+“, dann kann derselbe Verbraucher (Kühlschrank) für 4 Tage weiter versorgt werden.

Der Vorteil von Orison Heimspeichern: Überall integrierbar, kein Installationsaufwand

E3DC Geschäftsführer Dr. Andreas Piepenbrink sagte in einem Beitrag von EnWiPo.de„Inzwischen ist die Entwicklung zum Nachfragemarkt (bei Speichern, Anmerk.) erkennbar – das hat auch mit dem medienwirksamen Markteintritt einiger bekannter Hersteller zu tun, dem allerdings kein Absatz gegenübersteht, weil der Vertrieb nach wie vor über Installationsbetriebe läuft.“ Diesen Engpass könnte Orison nun umgehen; dank der simplen Plug’n Play Einbindungsvariante, über den normalen Stromstecker, mit dem der Speicher an jeder Steckdose mit dem Hausnetz verknüpft werden kann, ersparen sich die Orison KundInnen den Installationsaufwand, der mit herkömmlichen Speichersystemen einhergeht.

In Zukunft könnten Speichersysteme wie der Orison „Tower“ oder die Orison „Panel“ im Elektromarkt gekauft oder per Versand bestellt werden. Damit würde der Speichermarkt eine neue Dynamik entfalten.

Nützlich als Backup-Speicher: Wie sieht es mit der Sicherheit aus?

Noch nicht ganz geklärt ist die Frage, wie sich die Speicher bei einem Netzausfall verhalten; Eric Clifton meint dazu „im ganzen Gebäude gehen dann die Lichter aus. Nur jene Verbraucher, die an der gleichen Hausleitung hängen, werden weiter versorgt“ (frei übersetzt). Wenn demnach an allen drei Phasen (im deutschsprachigen Raum verfügen die meisten Haushalte über drei Phasen, bzw. drei Stromkreise) ein Orison Heimspeicher installiert würde, dann müssten alle Verbraucher im Haus weiter funktionieren, selbst wenn das öffentliche Stromnetz ausfällt. „Der Speicher reagiert schnell, aber langsam genug, dass der FI fällt. Somit kann kein Strom in das öffentliche Netz“, so Clifton (frei übersetzt).

In Deutschland und in Österreich müssten jedoch zusätzlich einige sicherheitstechnische Regeln, wie die Richtlinie Notstrom, oder die in Entstehung befindliche „R 20 Richtlinie“ eingehalten werden. Üblicherweise wird bei Speichern mit einer Notstromfunktion eine so genannte Netzfreischaltstelle im Verteilschrank installiert, welche verhindert, dass der Strom aus den „Panel“-Speicher oder dem „Tower“-Speicher zurück in das öffentliche Netz gespeist wird. Dies könnte ansonsten empfindliche Folgen für jene Techniker haben, die am und im öffentlichen Stromnetz arbeiten, um diesen Stromausfall wieder zu beheben.

Die Kosten für Orison Heimspeicher

Die wandhängende Speichervariante von Orison„Panel“ wird 1.600 US$ kosten, die „Tower“ Variante mit der Handyladestation und dem Bluetooth-Speaker 1.950 US$. Alle Investoren der Kickstarter Runde erhalten die Speicher um 400 US$ bzw. 200 US$ (Tower) günstiger.

Liefertermin im August 2016 – zeitgleich mit Tesla’s Powerwall No.2?

Der anvisierte Launchtermin für die ersten Orison Speicher im amerikanischen Markt liegt im August 2016. Damit könnte dieses innovative Speichersystem zeitgleich mit dem Tesla Update der Powerwall auf den Markt kommen. Von der Marketing Reichweite mutet dieser Vergleich wie jener zwischen David (Orison) und Goliath (dem milliardenschweren Unternehmen Tesla) an: man darf aber nicht vergessen, dass selten eine Kickstarterkampagne so schnell finanziert worden ist, wie jene von Orison und dass die Kundinnen und Kunden alleine durch die einfache Installation, fast die Hälfte der Kosten einer Speicherinstallation einsparen werden. Insofern haben einfache Plug’n play Lösungen, wie jene von Orison schon bei der Finanzierungsrunde gezeigt, dass der Markt für smarte Speicher heiß ist. Warten wir gespannt auf diesen Sommer!