Wie Sie auf unserem Blog bereits verfolgen konnten, sind Stromspeicher nicht nur bereits wirtschaftlich, sondern auch längst in der Praxis erprobt und in Österreich aktuell auf dem Vormarsch. Die Arbeitsgruppen der Speicherinitiative des Klima- und Energiefonds, die auf 140 ExpertInnen zurückgreifen konnten, haben dies ebenso gesehen. Insbesondere die Arbeitsgruppe „Geschäftsmodelle“ identifizierte die folgenden möglichen Geschäftsmodelle, die aus den Förderungen des KliEN resultieren können:

  1. Stromspeicher nehmen als virtuelles Großkraftwerk am Großhandelsstrommarkt teil und erwirtschaften Erlöse für ihre Systemdienstleistungen (TRL, SRL, PRL). Ein derartiges Kraftwerk kann beispielsweise, bei Stromüberschuss im Netz, Erlöse aus negativen Strompreisen am Spotmarkt erzielen. Stromspeicher bieten nämlich die Möglichkeit, sowohl positive als auch negative Regelenergie bereit zu stellen. Für die Teilnahme am Regelenergiemarkt, benötigt man jedoch eine Präqualifikation (APG), eine Kooperation mit einem „Poolpartner“ am Regelenergiemarkt (zB. GEN-I) sowie die Teilnahme an einer Bilanzgruppe. Momentan bremst die mangelnde Wirtschaftlichkeit wegen hoher Investitionskosten dieses Modell noch. Außerdem ist derzeit der Aspekt der Netztarife und Zugriffsrechte seitens des Verteilnetzbetreibers in Österreich ungeklärt.
  2. Zentraler Gemeinschaftsspeicher („shared storage“) oder auch „Quartierspeicher“: In diesem Geschäftsmodell dient ein zentraler, virtueller Speicher als Ersatz für einen Heimspeicher, was vor allem PV Anlagenbesitzer ohne eigene Heimspeicher ansprechen soll. Ein zentraler Manager oder Aggregator übernimmt Dienstleistungen, wie beispielsweise die Teilnahme am Ausgleichsenergie- oder Regelenergiemarkt, oder er erbringt Systemdienstleistungen für das Verteilnetz. Auch hier sind IT Systeme, eine Präqualifikation, eine Vertriebslizenz und die Teilnahme an einer Bilanzgruppe nötig. Zwar bietet dieses Modell den Vorteil, dass KundInnen nicht selbst in den Energiespeicher investieren müssen, bei Größenordnungen um die 100kWh bleiben die großen economies of scale jedoch noch aus und die Anfangsinvestition bleibt nach wie vor hoch. Außerdem verursachen diese „Energieverschiebungen“ im derzeitig vorherrschenden regulatorischen Rahmenwerk noch Netznutzungsgebühren, die an mehreren Stellen anfallen und sich zusätzlich negativ auf die Wirtschaftlichkeit dieses Modells auswirken.
  3. Die Technologien für Solarstromspeicher, die zur Netzstabilität und Netzqualität beitragen und mit einem Lastmanagement ausgestattet sind, gibt es bereits. Den Betrieb dieser Speicher können Aggregatoren, Kraftwerksbetreiber oder ÜNB bzw. Verteilnetzbetreiber leisten. Hier rät die Arbeitsgruppe zu einer – oben bereits erwähnten – Kosten-Nutzen-Analyse seitens der Netzbetreiber.
  4. Zu den weiteren besprochenen Geschäftsmodellen, die entweder auf Grund des Technologiereifegrades, der Kundenakzeptanz oder der rechtlichen Rahmenbedingungen nicht als prioritär eingestuft worden sind, gehören:
    • Leasing bei Speichern – Refinanzierung der hohen Anschaffungskosten über ein Leasingmodell.
    • Second Life für Akkus aus Elektrofahrzeugen: Hier ist erst in einigen Jahren mit einem signifikanten Aufkommen an gebrauchten Akkus aus der derzeit stark wachsenden E-Mobilität zu rechnen (BMW, Mercedes, Tesla, Nissan, etc.)
    • Power-2-Gas: Erzeugung von H2, CH4 oder Biokunststoff. Erste Anlagen existieren bereits in Österreich (OMV Kompressorstation Auersthal), hier wird noch an der großflächigen Anwendbarkeit geforscht.
    • Micro- oder Nano-Grids: Aus meiner persönlichen Erfahrung im Speicherbereich weiß ich, dass viele KundInnen sich ein autarkes Stromnetz zur Heimversorgung wünschen. Jedoch, wenn die Eigenstromerzeugung aus Witterungsgründen über einen längeren Zeitraum nicht gewährleistet ist, braucht jedes „Inselsystem“ ein Backup (Großakku, Notstromaggregat, etc.). Die Kosten hierfür sind unverhältnismäßig hoch, verglichen mit der Anbindung ans öffentliche Stromnetz (abgesehen von Almhütten, Jagdhütten, etc. bei denen eine Anbindung an das öffentliche Stromnetz nicht möglich ist). Wenn sich daher mehrere Verbraucher zu einem in sich geschlossenen „Arealnetz“ zusammenschließen würden, um die hohen Kosten für ein Backupsystem (Notstromaggregat) gemeinsam zu tragen, würde dies jedoch dem Grundsatz der freien Lieferantenwahl in Österreich widersprechen. Die Arbeitsgruppe rät dennoch zu einer Bewertung von nicht netzgebundener Energieversorgung im Vergleich zur Netzanbindung, um mögliche Zielgruppen und die Relevanz dieses Geschäftsmodelles zu erörtern.
    • Verkauf und Bau von Speichersystemen: Findet bereits in Österreich statt (Neovoltaic, Fronius, sonnen, etc.), mit weiteren Markteintritten von Speicherherstellern ist zu rechnen (SENEC IES, LG Chem). Der Fokus der Arbeitsgruppe lag jedoch auf den Geschäftsmodellen für den Speicherbetrieb selbst, weshalb dieser Aspekt vernachlässigt worden ist.

Die oben aufgezählten Stichpunkte sollen Ihnen Überblick über die Ergebnisse der Startphase der Speicherinitiative geben. Durch Forschungsanreize und Förderungen (wie beispielsweise die Förderung eines virtuellen Speichers) kann, meiner Meinung nach, im Jahr 2017 zusätzliches Momentum in der Entwicklung des österreichischen Marktes für Heimspeicher erzeugt und die Weiterentwicklung von Speichertechnologien auch hierzulande incentiviert werden.

Mehr Informationen finden Sie unter www.speicherinitiative.at.

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