Anfang des Jahres sind im Rahmen der Speicherinitiative des Klima und Energiefonds 140 ExpertInnen rund um das Thema „Energiespeicher“ in 6 Arbeitsgruppen zusammengekommen. Im Laufe mehrerer Wochen wurden 3 Workshops für jede der 6 Gruppen abgehalten und unterschiedliche Themenstellungen und -schwerpunkte erarbeitet. Das Ziel dieser Workstreams war die Schaffung einer Momentaufnahme, wo Energiespeicher in Österreich momentan stehen, welche Best Practice Beispiele es national und international gibt und wie die Roadmap für Österreich aussehen sollte, um Technologien und Geschäftsmodelle im Speicherbereich voranzutreiben.

Zwar betraf dieser Rechercheauftrag nicht nur Stromspeicher, hinsichtlich einer möglichen bundesweiten Förderung für Solarstromspeicher ist dieses Projekt jedoch essenziell gewesen. Dankenswerterweise war ich eingeladen in der Arbeitsgruppe „Geschäftsmodelle“, geleitet von Frau Andrea Edelmann von der EVN, mitzuwirken und insbesondere meine Erfahrungen im Heimspeicherbereich miteinfließen lassen zu können.

Ergebnisse der Speicherinitiative des Klima und Energiefonds

Die Ergebnisse wurden in  4 Überschriften zusammengefasst:

  1. Speicher sind der Schlüssel für eine vollständig erneuerbare Energieversorgung.
  2. Innovative Speicher brauchen in den nächsten Jahren sowohl Forschung & Entwicklung als auch die Praxiserprobung im System.
  3. Technologisch ausgereifte Speicher sind am Markt, an besseren und billigeren Speichertechnologien wird gearbeitet.
  4. Österreich hat große Technologiekompetenz bei Speichern.

Speicherinitiative des Klima und Energiefonds: Solarstromspeicher als ein Teilaspekt

Was waren die konkreten Annahmen Solarstromspeicher betreffend?

  • Zwar befindet sich keine Produktion von Lithium-Ionen Akkus in Österreich, jedoch eine „breite Technologiekompetenz von Zellchemie bis Packs Assembling und Engineering“, die auch zur Marktreife von Lithium-Ionen-5V-Batterien mit deutlich höherer Energiedichte in den nächsten 5 Jahren beitragen soll.
  • Akkus, die nicht auf Lithium basieren, stehen noch am Beginn – hier sind weitere Forschungsbemühungen notwendig.
  • In den kommenden 5-10 Jahren sollen Stromspeicher vor allem die Eigenstromversorgung maximieren, als Notstromversorgung zur Verfügung stehen und die Netze entlasten. Die Anwendungsbereiche werden sowohl im Heimspeicherbereich sein, als auch virtuell, in „Schwarmlösungen“ und als Quartierspeicher/Großspeicher.

Die Handlungsempfehlungen der Arbeitsgruppen

Nun zu den Handlungsempfehlungen, die ich hier für Sie zusammengefasst habe (Die kompletten Handlungsempfehlungen finden Sie hier im „Abschlussbericht Startphase Speicherinitiative„)

  1. Um in Zukunft technologisch zusätzliche Kompetenz aufzubauen werden Forschungs- und Entwicklungsprojekte von und für Lithium-Ionen-Batterien empfohlen,
    1. zur Erhöhung der Leistungs- und Energiedichte
    2. zur verbesserten Materialentwicklung
    3. mit dem Ziel von Kostensenkungen
    4. zur Steigerung der Langzeitstabilität von Komponenten, Batteriezellen und Zellenstacks und
    5. hinsichtlich der Optimierung von Produktionsprozessen dieser Zellen
  2. Weitere Forschungsprojekte (Simulationen und Modellvalidierung im Labor) sollen in folgenden Bereichen incentiviert werden:
    1. Magnesium-Ionen Technologie
    2. Solid-State Speicher und
    3. Lithium-Luft Akkus
  3. Gefördert werden sollen Demonstrationsprojekte zu virtuellen Speicherlösungen, zur Erhöhung des Eigenverbrauches von PV Strom in EFH und Betrieben. (siehe Best Practice Beispiele)
  4. Weiters sollen Forschungs- und Entwicklungsprojekte die Wirkungsgrade und Teillast-Effizienz von Solarstromspeichern erhöhen und „Kleinsysteme“ mit ca. 10 kW Leistung hervorbringen, die einen minimalen ökol. Footprint hinterlassen sowie geringe Einbringungs- und Installationskosten verursachen.
  5. Empfohlen wird zusätzlich ein Praxistest eines virtuellen Speicherkraftwerks mit 50-100 beteiligten PV Anlagenbetreibern und Speicherbesitzern, vergleichbar mit Best Practice Beispielen wie bei SENEC IES, Salzburg AG und sonnen. Ein so genannter „Aggregator“ wirkt hier als Systemmanager, der alle Energieerzeuger und –Speicher koordiniert.
  6. Nicht nur kleine, dezentrale Speicher sollen einem Praxistest standhalten, sondern auch ein virtueller Großspeicher (z.B. „Quartierspeicher“ mit rd. 100kWh), ebenfalls von einem „Aggregator“ gemanagt.
  7. Des Weiteren sollen Stromspeicher in der Praxis zur Netzstabilisierung („netzdienliche Betriebsführung“) getestet werden. Hier sollen vor allem Kosten-Nutzen Analysen der Systemverantwortlichen (Netzbetreiber, Stadtwerke) von Speichern vs. Netzausbau und -Verstärkung erstellt und notwendige Anpassungen der regulatorischen Rahmenbedingungen erarbeitet werden.
  8. Aber auch im Bereich der Insel- oder Nano-Grid Lösungen besteht Forschungsbedarf: Hier soll ein Vergleich zwischen netzabhängiger und Inselversorgung auf volkswirtschaftlicher und ökologischer Ebene gezogen werden.
  9. Im Rahmen der Arbeitsgruppen hat sich außerdem herausgestellt, dass Aufholbedarf bei der Schaffung der passenden Rechtsgrundlagen und Normen notwendig ist, wobei die tariflichen und abgabenrechtlichen Aspekte nicht behandelt worden sind. Dringend notwendig sind jedoch:
    1. Eine einheitliche Definition von Energiespeichern in allen relevanten Rechtsgrundlagen
    2. eines konkretes Regelwerks für Li-Ion-Speicher (z.B. R20 Richtlinie)
    3. Ergänzung der ÖVE Richtlinie R11 (Brandschutz) um Speicher
    4. Auf EU Ebene wird außerdem eine Anpassung der „Unbundling“-Bestimmung notwendig sein, damit Netzbetreiber, die per se nicht mit Energie handeln dürfen, im Sinne der Netzstabilisierung Stromspeicher managen dürfen.

Hier geht es weiter zum zweiten Teil des Beitrags.

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